Notiz am Rande: Erlesenes

Mein Vater (rechts)
Es erstaunt mich dann doch immer wieder, wie viele Leute meine Beiträge in meinem Blog lesen. Und auf manche Beiträge bekommt man Rückmeldungen, über die man sich sehr freut und zu denen man einfach nur Danke sagen kann. Zu meiner letzten „Notiz am Rande“ (Von diesen und anderen Bergen) habe ich besonders viele, sehr herzliche Reaktionen erhalten – und werde nach wie vor darauf angesprochen. Deshalb heute diese Zeilen.

Die wichtigste Antwort vorweg: Ja, wir lesen noch. Meinem Vater geht es sogar derzeit ein ganz klein wenig besser, tageweise zumindest. Aber wie lange sich der stark geschwächte Körper und auch der Wille noch gegen die Krankheit wehren kann, weiß wohl nur eine höhere Instanz. Und so bleibt nur, jeden weiteren Tag als Geschenk zu sehen, das Bestmögliche für ihn daraus zu machen. Und weiter zu lesen.

Anderl Heckmairs „Eigernordwand, Grandes Jorasses und andere Abenteuer“ haben wir durch. Mit ihm, Wiggerl Vörg, Fritz Kasparek und Heinrich Harrer haben wir die Eiger Nordwand erstbestiegen und auch den Rest seines Lebens lesend verfolgt. Ich vorlesend, mein Vater zuhörend, weil seine Augen keine Buchstaben mehr erkennen. Heckmairs Autobiographie hat meinen Vater, der früher selbst sehr viel geklettert ist und viele Personen aus dem Buch noch persönlich kannte, sehr bewegt. Teilweise so sehr, dass er davon einmal im Krankenhaus so authentisch und dramatisch geträumt hat, dass mich mein Bruder anrief, was ich denn mit ihm bei meinem Besuch zuvor angestellt hätte. Später, als mein Vater dann richtig wach war und es ihm ein bisschen besser ging, erzählte er meinem Bruder von seinem Traum, in dem er mit Anderl Heckmair in einer ausweglosen Situation in der Eiger Nordwand im Seil hing. Da muss man wohl kein großer Tiefenpsychologe sein, um Zusammenhänge zu erkennen.

Das Buch war auch für mich ein bewegender, sehr interessanter Ausflug in die alpine Geschichte und in die persönliche meines Vaters. Und er geht weiter. Denn ein Freund hat mir, nachdem er meinen Blog-Beitrag gelesen hatte, Heinrich Harrers Version der Eiger Nordwand-Erstbesteigung, „Die Weiße Spinne“ (Ullstein; Auflage: 1. Auflage 1959, ASIN: B002G13LKC), vorbeigebracht. Das Buch gehörte seinem Vater, der leider schon verstorben ist, aber der gleiche Jahrgang wie mein Vater und ebenso bergbegeistert war. Das ganz besondere an diesem Buch, das es nur noch in Antiquariaten gibt: Eine persönliche Widmung von Anderl Heckmair für seinen Vater darin. Danke Christian! Wir passen sehr darauf auf und lesen weiter… Petra Rapp

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